Open Mind

Open Mind

Das Jugendbildungsprojekt des Vereins Miteinander Leben e.V.

Der Verein Miteinander leben e.V. betreibt seit 2002 das Jugendbildungsprojekt OPEN MIND als festen Baustein der Vereinsarbeit. Zentraler Gedanke des Projektes war ursprünglich, Kinder und Jugendliche im schulischen Kontext mit dem tragischen Geschehen der Möllner Brandanschläge konkret in Berührung zu bringen, um daraus im Rahmen eines projektorientierten Unterrichts in den Themenfeldern "Rechtsextremismus und Rassismus" Denk- und Handlungsanstöße in Bezug auf das eigene Empfinden und Verhalten gegenüber gesellschaftlichen Randgruppen zu geben. Die Projektleitung wurde 2002 von Gabriele Hannemann, Lehrkraft einer Förderschule in der Region, übernommen, die über ihre Person einen weiteren Themenschwerpunkt ins Projekt brachte, die Auseinandersetzung mit Antisemitismus. Frau Hannemann ist Vorsitzende und Gründerin des Vereins Yad Ruth e.V. in Hamburg, ein Verein, der unter anderem Zeitzeugen des Holocaust aus Israel, dem Baltikum oder Deutschland an Schulen vermittelt.

Perel

Zeitzeugengespräch mit Shlomo Perel

Dieses Themenfeld wurde von Beginn an unter dem Titel "Kinder mit dem gelben Stern" im Projekt integriert und entwickelte sich in der Folgezeit bis 2007 zu dem am meisten nachgefragten Baustein des Jugendbildungsprojekts. Mit dem Wechsel des Projekts aus aus Förderperiode des Bundesprogramms "entimon" zur Förderperiode des Bundesprogramms "Vielfalt tut gut" wurde das Thema Antisemitismus im Rahmen des Förderclusters "Auseinandersetzung mit historischem und aktuellem Antisemitismus" zu einem Schwerpunkt ausgebaut. Neben dem Einsatz von Zeitzeugen an Schulen, rückten zunehmend andere Formen der Vermittlung in den Fokus des Projektes wie Schulausstellungen oder geführte Exkursionen zu Orten des Holocaust in der Region, wie beispielsweise die Gedenkstätte "Bullenhuser Damm" in Hamburg. Zudem wurde auch die Lehrerfortbildung zum Themenkomplex "Antisemitismus" und "Zeitgemäße Vermittlung des Holocaust im 21 Jahrhundert" zu einem Schwerpunkt des Projektes entwickelt.

Der Projektbaustein "Leben mit dem gelben Stern" wie er seit 2010 offiziell heißt wird bis heute fortgeführt. Grundlage dafür war eine umfangreiche Projektevaluation der proVal GbR Hannover und der Universität Bielefeld, die dem Projekt und seinem einem Ansatz eine hohe Wirksamkeit bescheinigte. Auf Grundlage dieser Evaluation erklärte sich das Bildungsministerium S.-H. 2010 bereit, Frau Hannemann für 8 Stunden wöchentlich dem Projekt unentgeltlich aus dem Lehrdienst freizustellen. Es wurde dort festgehalten, dass die zweitägigen Schulunterrichtseinheiten zum Thema "Judentum" und "Historischer Antisemitismus" verknüpft mit den Exkursionen und Lehrerfortbildungen einzigartig in der Schullandschaft Schleswig-Holsteins sind.

Im Ergebnis hat dieser Projektbaustein seit 2002 rund 6.500 Schüler*innen in der Region sowie rund 650 Lehrkräfte erreichen können. Frau Hannemann hat sich in dieser Zeit kontinuierlich in der Materie fortgebildet und neue Formen der Themenvermittlung gesucht. Dabei sind vielfältige Kooperationsbeziehungen entstanden, mit dem Fritz-Bauer-Intstitut, dem Anne-Frank-Zentrum, jüdischen Gemeinden in der Region sowie der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Israel. Seit rund 3 Jahren ist Frau Hannemann dort regelmäßig als Multiplikatorin beim "German Desk" für den Bereich "Holocaustpädagogik" und organisiert seit zwei Jahren selbst auch Lehrerfortbildungen aus Schleswig-Holstein und Hamburg nach Israel.

Bullenhuser Damm

2010 unterstützte sie eine
Schülergruppe aus Hamburg
bei der Erstellung eines
Schülervideos zur Gedenkstätte

Im Rahmen der fast 13jährigen Projekttätigkeit sind auch enge Kooperationsbeziehungen zu den Schulen der Region entstanden. Frau Hannemann unterstützt diese bei Schulfahrten nach Auschwitz oder Buchenwald, bei Projektwochen zum Thema "Holocaust", ist Ansprechpartnerin für Lehrkräfte in der Region und organisiert wiederkehrend Lehrerfortbildungen mit Yad Vashem vor Ort.

2010 unterstützte sie eine Schülergruppe aus Hamburg bei der Erstellung eines Schülervideos zur Gedenkstätte "Bullenhuser Damm", welches mit dem Ralph-Giordano-Preis ausgezeichnet und vom Verein Miteinander leben e.V. in kleiner Auflage veröffentlicht wurde.

Im Fokus der Arbeit aktuell steht die Entwicklung und Durchführung von Unterrichtseinheiten zum Thema "Judentum und Erstbegegnung Holocaust" in der 4. Grundschulklasse, ein Ansatz der sehr vielversprechend ist. Ebenso rückt immer stärker die Vermittlung von Schulpatenschaften nach Israel in den Fokus des Projektes. Gbariele Hannemann wurde im übrigen 2013 für ihre Arbeit für Yad Ruth e.V. das Bundesverdienstkreuz verliehen.